Hard talks, soft boys
Buch: Was nie geschehen ist von Nadja Spiegelman; Podcast: The Interview mit Ocean Vuong | Paid: Kolumne über liebevolle Männer in Lack und Leder
Der Buch- und Podcasttipp sowie die Kolumne haben heute eine Sache gemein, und das war nicht so durchgeplant wie es scheint: Real Talk. Aufreibende Gespräche mit Menschen und über Menschen, die wir lieben.
Buch: Was nie geschehen ist von Nadja Spiegelman
übersetzt von Sabine Kray
Ein Backlist-Titel aus zwei Gründen. Erstens schaue ich jeden Tag auf dieses wunderschöne Cover, weil es mir zugewandt im Bücherregal steht und zweitens bin ich etwas müde von den ganzen Neuerscheinungen.
Als Kind glaubt Nadja Spiegelman, ihre Mutter sei eine Fee: Françoise Mouly, die erfolgreiche Art-Direktorin des New Yorker. Jahre später trifft sie jedoch immer wieder die plötzliche Wut der Mutter, ihre Zurückweisung, ihre Verschlossenheit. Nadja ahnt, dass sich in Françoises Ausbrüchen deren eigene Familiengeschichte widerspiegelt, und sie beginnt, der Vergangenheit nachzuspüren. In langen Gesprächen mit ihrer Mutter und Großmutter stößt sie auf unsagbaren Schmerz und widerstreitende Erinnerungen, aber auch auf die Möglichkeit, im Erzählen einen versöhnlichen Blick auf die Vergangenheit zu finden.
Ich empfand es beim Lesen als ein großes Geschenk, dass die Frauen dieser Familie so schonungslos über die familiären Verletzungen sprechen. Im Original heißt der Roman „I was supposed to protect you from this” – so viel anklagender und schmerzhafter als der verwaschene deutsche Titel, den sich niemand merken kann.
Übrigens: Nadja Spiegelman ist die Tochter von Art Spiegelman, dem Autor von Maus.
Podcast: The Interview (NYT) mit Ocean Vuong
Ich stand im Wald und habe an mehreren Stellen die Luft angehalten. Werde dieses Gespräch noch ein paar Mal hören und möchte es dringend empfehlen. Auch und vor allem denjenigen, die schreiben (wollen) und sich vielleicht mit folgender Frage beschäftigen möchten: Warum und für wen schreibe ich? Also – wirklich.